5 innovative Ideen, wie wir gemeinsam die Bekleidungsindustrie verantwortungsvoll gestalten können.

5 innovative Ideen, wie wir gemeinsam die Bekleidungsindustrie verantwortungsvoll gestalten können.

In meinem vorherigen Blogbeitrag “Die besten 5 Tipps wie du deinen ökologischen Fußabdruck beim Kleiderkauf minimierst habe ich beschrieben, was du als Konsument tun kannst, um Verantwortung beim Konsumieren zu übernehmen.

Mit diesem Beitrag möchte ich erklären, was ich als Händler bzw. die Industrie tun kann, um Verantwortung in unserem Business zu übernehmen.

Disclaimer: Ich reiße viele wichtige Themen hier nur kurz an, um den Rahmen und die Wichtigkeit meiner Kernaussage in diesem Blogbeitrag nicht verwässern zu lassen. Es folgen weitere Beiträge, bei denen ich Themen wie Kreislaufwirtschaft, Karma Management uvm. genauer beschreiben werde.

Hast du Lust auf ein kleines Gedankenspiel? Stell dir vor, wie anders die Welt aussehen würde, wenn die Industrie ihre Produkte nach einer gewissen Nutzungsdauer wieder zurück nehmen müsste? Wie würde dann die Wertschöpfungskette aussehen und vor allen Dingen auch - wie würde sich die Qualität der Produkte verändern?  

Ich wünsche mir eine Welt, in der wir aufhören Verantwortung wegzuschieben. Jeder ist jederzeit und immer verantwortlich für das, was er kauft, was er produziert oder welche Gesetze er erlässt. 

Kürzlich bin ich zu Gast bei Laura Malina Seilers Podcast “happy, holy & confident” gewesen und wir haben dort über die unterschiedlichsten Themen gesprochen, u. a. auch über meine Verantwortung als Unternehmerin und Produzentin von Kleidung. Die Aussage, die ich dort getroffen habe, war: “Die Verantwortung liegt nicht nur bei den Konsumenten, sondern bei denen, die produzieren.”

Gerne möchte ich hier den Raum nutzen, um meine Aussage genauer darzustellen und freue mich schon jetzt über den Austausch mit euch zu diesem spannenden Thema.

Zwischen Konsum und Produktion bestehen enge Wechselwirkungen. Wie bei allem geht es auch hier um die Balance.

Ich denke auch, wir sollten vielmehr von einer geteilten Verantwortung für den nachhaltigen Konsum zwischen uns sprechen; mit uns meine ich die Politik, die Industrie, uns Händler und den Konsumenten. Als Händler definiere ich Unternehmen, die Produkte herstellen lassen und über eine Online oder Offline Plattform verkaufen. 

Ich schreibe heute mit der Brille des Händlers und teilweise der des Produzenten. Und das ist meine persönliche Brille, durch die ich fast täglich schaue und immer wieder aufs neue Entscheidungen treffen darf, Entscheidungen die fast alle mit meiner Verantwortung gegenüber meinen Partner*innen, Kollegen*innen und Kunden*innen zu tun haben.

Unsere Grafik zeigt dir, dass die Verantwortung des Händlers, in diesem Falle von Rock On & Namasté, “nur ein” Blütenblatt einer Blume ist. Wir nennen sie liebevoll unsere Konsum-Verantwortungsblume. :) Des Weiteren soll diese Blume aufzeigen, wie weit unsere Handlungsmöglichkeiten gehen können, um nachhaltigen Konsum zu ermöglichen.

Wir können immer Verantwortung übernehmen nachhaltig zu konsumieren. Was, wie und warum gilt als Konsument zu beschaffen. Und um der Verantwortung des Konsumenten gerecht zu werden, liegt es in der Verantwortung des Händlers, der Produzenten und der Politik. Denn wir müssen Informationen zur Verfügung stellen. Jeder Teil der Blume steht in der Verantwortung Informationen zu beschaffen und bereit zu stellen. 

Die Konsumenten sehe ich jedoch gesondert zu betrachten, sie sehe ich nicht in der Pflicht, Informationen für andere teilen bzw. bereitstellen zu müssen. 

Zusammengefasst:

  • Konsument: Information beschaffen + Verhalten anpassen z. B. Konsum entschleunigen.
  • Händler: Information beschaffen + bereitstellen und iterativ umsetzen.
  • Produzenten: Information beschaffen + bereitstellen und iterativ umsetzen.
  • Politik: Information beschaffen + bereitstellen + überprüfen dazu Rahmenbedingungen iterativ schaffen + überprüfen.

Jede Wechselwirkung zwischen den Blütenblättern entscheidet über Erfolg oder Nichterfolg des anderen. Jeder kann und sollte in seinem "Rahmen" Verantwortung übernehmen, um jeweils die anderen Blütenblätter positiv zu beeinflussen.

Nutze ich meine Verantwortung als Händler und teile mein Wissen mit meinen Kunden, habe ich die Chance, meine Kunden nachhaltig zu beeinflussen, was, wie viel und wo sie konsumieren.

Nutze ich meine “Stimme” gegenüber meiner Produzenten und wünsche mir mehr Transparenz, zahle ich fair ohne in “unfaire” Verhandlungen zu gehen, dann beeinflusse ich die Arbeit und Entwicklung meiner Produzenten nachhaltig.

Mein Ziel ist es, den Service Kleidung anzubieten und nicht “nur” Kleidung. 

Somit habe ich innerhalb meines Blütenblattes 5 Ansätze formuliert, wie du dein Business verantwortungsvoll führen kannst.

Warum es so wichtig ist über Verantwortung zu sprechen; 5 innovative Ideen, wie wir gemeinsam die Bekleidungsindustrie verantwortungsvoll gestalten können.

1. Vermeidung von Überschussproduktion

  • Moderne digitale Tools ermöglichen jedem von uns präzise Analysen und Auswertungen unserer Verkäufe sehen zu können. Wir sind lieber einmal zu viel ausverkauft und lassen euch auf euer Lieblingsteil warten, als zu viel auf Lager zu haben und es irgendwann zu sehr im Preis reduzieren zu müssen. 
  • Die Königsdisziplin hier wäre Fashion on Demand. Richte Pre-Order Systeme ein und sammle die Menge deiner tatsächlichen Käufe, um genau die Menge produzieren zu können, die du auch verkaufen wirst.

2. Transparente Lieferkette

  • Schaue deine gesamte Lieferkette an und analysiere die jeweiligen Stationen. Schaue dabei gezielt, welche Stationen eventuell Risiken bergen.
  • Erarbeite dir die für dich und dein Unternehmen wichtigen Werte. Im nächsten Schritt gleichst du deine Lieferkette mit deinen erarbeiteten Werten ab und ordnest ein, was du tun kannst, um jede einzelne Station Stück für Stück anzugehen und anzupassen.

3. Neue Geschäftsmodelle zur Unterstützung eines nachhaltigeren Konsums

  • Entwickle langlebige und nachhaltige Produkte. Reduziere den Modegrad und entwickle All Time Classics. Die müssen nicht immer neutral und “langweilig” sein. Unsere Kimonos sind weder trendig noch langweilig. :) Laura und ich lieben empowernde und spirituelle Affirmationen und Grafiken, die werden nie unmodisch. ;)
  • Denke über dein Packaging nach, wie sehr kannst du “Müll” dabei vermeiden? Fördere Projekte, die neue Materialien und/oder Verpackungsstrategien entwickeln.
  • Online Second-Hand Modelle wie “ReCommerce” oder das Nachhaltigkeits-Konzept überhaupt; die Kreislaufwirtschaft, sind strategische Maßnahmen die wir als nachhaltige Mode-Unternehmen nicht mehr ignorieren können. Bei diesen Konzepten geht es um die Frage, was mit meinen Produkten, nachdem sie verkauft sind, passiert.
    • Der Begriff ReCommerce steht für den erneuten Handel mit Produkten im Internet. Online Ankaufportale kaufen gebrauchte, neuwertige, aber auch Produkte mit Gebrauchsspuren an, werten diese in manchen Fällen sogar wieder auf und verkaufen sie anschließend weiter. Offline kennst du dieses Prinzip als Second-Hand Shops.
    • Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert und Müll vermindert. Beide Konzepte sind Möglichkeiten die volle Verantwortung für die eigenen Produkte zu übernehmen, bis zur Entsorgung. 

4. Verantwortungsvolles Marketing: Aufklärungsarbeit

Schreibe, spreche, teile deine Erfahrungen mit der Welt. Nutze dein Marketing Budget für Werbung, die deine Werte vermittelt, die aufklärt und Wissen verbreitet. Du repräsentierst deine Branche nach außen und trägst die Verantwortung welchen Content deine Zielgruppe sieht. 
Vorerst wirkt es, als würde durch verantwortungsvolles Marketing weniger Umsatz generiert. Weil z. B. kein Black Friday, keine zu offensiven Sale Kampagnen und keine hohen Rabatte. Oder die wichtige Mission über achtsamen Konsum aufzuklären; denn jeglicher Konsum, egal wie grün, wie zirkular, wie nachhaltig, am Ende Konsum ist; und der nachhaltigste Konsum ist achtsamer Konsum mit der Intention weniger zu konsumieren. Auch hier findest du Alternativen in unserem ersten Blogbeitrag.edoch glaube ich fest daran, dass verantwortungsvolles Marketing Türen und Chancen für langfristige Umsätze und nachhaltigen Konsum öffnet.


5. Neue Preissysteme unter Berücksichtigung der Umweltauswirkungen eines Produktes sowie faire Löhne für alle Beteiligten 

  • Berücksichtige in deinen Preisen nicht nur deine Produktions-, Distributions-, Sales-Kosten usw.; preise eventuell sogar bereits die gesamten Kosten ein, die es braucht deine Produkte zurück in deinen Kreislauf zu holen.
  • Berücksichtige, dass recycelte Materialien immer noch teurer sind als neu hergestellte, da die Nachfrage geringer ist als die der herkömmlichen Produktion von Pappe/Polyester uvm.
  • Baumwolle wird gehandelt, die Preise steigen unberechenbar. Bio-Baumwolle wird immer beliebter und auch hier handelt es sich um einen Rohstoff der wachsen muss. Durch die hohe Nachfrage eines Rohstoffes der endlich ist steigen die Preise, denn es herrscht ein regelrechtes Wettrennen auf die Bio-Baumwoll-Herstellung.
  • Sorge dafür, dass jeder in deiner Wertschöpfungskette fair bezahlt wird.
  • Setze dich mit den Mindestlöhnen in den Ländern in denen du produzierst auseinander.
  • Geld ist Energie, jeder der mit und für dich arbeitet, muss und soll fair bezahlt werden. Sieh es nicht als Verlust, sondern als Gewinn. Denn umso erfolgreicher deine Partner werden, umso erfolgreicher kannst du werden. Umso mehr finanzielle Ressourcen vorhanden sind, desto leichter können wir unsere Botschaft in die Welt bringen.

Wir bei Rock On & Namasté sind dabei, viele der in diesem Blogbeitrag erwähnten Strategien und Ansätze bereits zu implementieren und umzusetzen.

Aktuell liegt zum Beispiel mein Fokus auf dem Repackaging und der Reduzierung unseres Verpackungsmülls. Auch wenn ich mir natürlich wünschte, alles noch schneller umgesetzt zu bekommen und am liebsten schon gestern mein eigenes Kreislaufwirtschaftssystem implementiert zu haben, braucht alles seine Zeit und auch ich muss mich immer wieder daran erinnern: Ein Schritt nach dem anderen. Deswegen gib nicht auf und sehe auch alles, was bereits da ist und nimm dir die Zeit, die es braucht. Einen wirklichen Unterschied auf der Welt zu machen braucht Mut und Muße.

Danke, dass du bis hier hin gelesen hast. Ich hoffe, ich konnte dir einige neue Erkenntnisse ermöglichen. Mich würde wahnsinnig deine Meinung dazu interessieren, lass mir gerne einen Kommentar hier. Ich freue mich auf unseren Austausch.  

Rock On & Namasté
Deine Dominique 

 


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